Wir haben uns in Te Anau ein Zimmer genommen, weil der Milford Sound, eine von Neuseelands bekanntesten Sehenswürdigkeiten, von hier aus am besten zu erreichen ist. Es sind noch gut 2,5 Stunden Fahrzeit (Fotostopps eingerechnet) bis Milford Sound, aber die Unterkünfte dort vor Ort sind begrenzt. Te Anau bietet relativ viele Motels, B&Bs usw. Unser Motor Inn war günstig, aber auch ziemlich alt und abgewirtschaftet, wir hatten sogar ein Haustier, eine kleine Maus. Aber bei 50 $NZ kein Grund, einen Aufstand zu machen. Jedenfalls nicht für uns.

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2009-04-03 Milford SoundHotelradiowecker

Um 6:00 Uhr morgens klingelte der schätzungsweise 1985 hergestellte Hotelradiowecker. Die Kajaktour war für 10:00 Uhr geplant, also hieß es früh aufstehen und losfahren nach Milford Sound. Im Stockdunkeln fuhren wir los und wurden für das frühe Aufstehen mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt. Die gesamte Strecke von Te Anau nach Milford Sound ist eine einzige Sehenswürdigkeit, Berge, Seen und tiefe Wälder säumen die Straße und lassen wohl niemanden unbeeindruckt. Nicht um sonst zählt diese Strecke zu einer der Schönsten der Welt.

2009-04-03 Milford SoundSonnenaufgang

Zu einem traumhaften Sonnenaufgang gehört selbstverständlich das Morgenrot. Schon beeindruckend, wenn die Sonne die Wolken über den Bergen fast purpurrot scheinen lässt. Kaum Autos auf der Straße, erzeugt dies zusammen mit den Nebelschleiern über den Seen und Wäldern eine unwirkliche, aber intensive Atmosphäre, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Die Schönheit und Kraft der Natur in diesem Moment läßt die Realität des eigenen gelebten Alltags grau und unbedeutend erscheinen. Eine Reise, wie sie sein sollte, I guess.

2009-04-03 Milford SoundLichtschutzfaktor 50

Auf die verheißungsvolle Morgenröte folgte ein sonniger Vormittag. Für die geplante Kajaktour durch den Milford Sound, einem der Fjorde des Fjordland National Parks, ein gutes Wetter. Es war zwar kühl, aber nicht eisig, die Sonne wärmt, überhaupt hat man das Gefühl, die Sonne hier intensiver zu spüren. Hat bestimmt was mit Äquatornähe oder so zu tun, auf jeden Fall sind wir mit Lichtschutzfaktor 50 gut geschützt.

2009-04-03 Milford SoundKajaktour

Unser Guide für die Kajaktour, Tim, war ein typischer Kleinmädchen-Schwarm-Tom-Cruise-Verschnitt, nichts dagegen. Er holte uns kurz vor 10 an der Milford Sound Logde mit einem Van, in dem schon 4 weitere Tourteilnehmer saßen ab und fuhr die paar Meter zur Ablegestelle. Schon beim Verlassen des Vans und einigen einführenden Worten von Tim bemerkten wir die lästigen kleinen Fliegen, die überall um uns herum waren. Tim teilte jedem die Ausrüstung und Kleidung zu, die aus lustig geringelten langen Unterhosen, langen Laibchen, Fleece-Sweater, einer Art wasserfesten Schürze und einer Jacke sowie einer Rettungsweste bestand. Dann übten wir mit einem Paddel die Hauptbewegungen. Bis zum heutigen Tage hatten wir beide noch nie in einem richtigen Kajak gesessen. Dann wurden wir in Zweierteams auf die drei Boote verteilt und los gings. Nach kurzer Einübungsphase vor der Ablegestelle paddelten wir los. Die Kulisse war fantastisch. Die riesigen Berge lassen einen jegliches Gefühl für Entfernungen vergessen. Tim machte mit uns ein kleines Quiz, es ging ums Entfernungen schätzen. Statt 11 km schätzen wir max. 1 km! Die Wände des Fjords, der in die Tasmanische See mündet, sind so riesig, dass man sich winzig fühlt. Das Wasser ist glasklar, wir fuhren anfangs recht nah am Ufer entlang, um Fische und Seesterne sehen zu können. Wir hatten sogar das Glück, eine Seerobbe beim Verdauungspäuschen beobachten zu dürfen. Nur einige Meter entfernt nahm sie keinerlei Notiz von uns und machte gemütlich eine Rolle nach der anderen, dass einem allein vom Zusehen fast schwindelig wurde.

2009-04-03 Milford SoundHai spielen

Diese Robbe blieb auch nicht die einzige, es kam auf der Mitte des Wassers auch noch eine zweite hinzu, die sich auch herumrollte, scheint eine beliebte Robbenbeschäftigung zu sein. Dabei spreizte sie ihre Vorderflossen von sich, sie spielt einen Hai, spaßte Tim. Beim Lunch mitten auf dem Fjord gesellte sich eine Möwe zu uns. Leider konnte auch sie nicht die lästigen Sandfliegen, die uns schon seit Beginn der Tour nervten, vertreiben. Der Hinweis im Reiseführer, etwas gegen die Insekten zu benutzen, war definitiv richtig. Hätten wir doch nur darauf gehört …

2009-04-03 Milford SoundWasserfall

Der Weg mit dem Kajak führte an einigen kleinen und einem großen Wasserfall vorbei. Ein tolles Naturschauspiel. Tim verriet uns auch, dass er persönlich die Regentage bevorzugt, weil dann das Regenwasser von ganz oben in die Tiefe herabstürzt, so dass die Wände des Fjords mit vielen Wasserfällen verziert sind. Diese sind dann sogar die höhsten Wasserfälle der Welt, aber eben nur bei Regen.

2009-04-03 Milford Soundunvergessliche Ausblicke

Die ganze Tour dauerte 5 Stunden und bot unvergessliche Ausblicke. Es gibt auch viele Schiffe, die Rundfahrten durch den Sound anbieten. Wir sind uns fast sicher, dass keiner von denen, die solche Fahrt gebucht hatten, Robben gesehen haben. Wirklich nervig sind die ebenfalls veranstalteten Rundflüge. Die Motorgeräusche der kleinen Flugzeuge donnern durch den Fjord, zwar nicht ständig, aber dafür einprägsam und störend laut. Könnte ruhig verboten werden, stört die Idylle und vermeintliche Unberührtheit der Natur, wenn man von den Booten mal absieht, die aber recht leise und auch verhältnismäßig selten vorbeifahren. Je früher man eine Tour beginnt, desto besser.

2009-04-03 Milford SoundUrwald

Wieder an Land gings zum Umziehen, wobei wir nochmal ziemlich genervt waren von den vielen Sandfliegen. Aber gäbe es sie nicht, wäre der Milford Sound längst besiedelter, erzählte uns Tim. Nachvollziehbar. Jetzt war es bereits Nachmittag, von der eigentlich geplanten Fahrt mit einem der Schiffe sahen wir ab, denn ein besseres Erlebnis des Fjords wäre damit wohl nicht möglich gewesen, die Kajaks waren perfekt. Eine Robbe haben die Leute auf den Schiffen sehr wahrscheinlich nicht mal gesehen. Selbst wenn, auf Armlänge kommt an die Tiere einfach nur in einem Kajak. Also entschieden wir uns, eine der diversen Wanderwege zumindest anzutesten. Kurz vor der Milford Sound Logde verläuft der Tutoko River Trail. Schon nach den ersten Metern wurde uns klar, dass es sich diesmal um einen echten Wanderweg handelte, für den wir nicht passend ausgerüstet waren. Der Weg führte in den dichten Wald, der so aussah, wie wir uns einen Urwald vorstellen.

2009-04-03 Milford SoundUrwald II

Farne, moosbewachsene Bäume, Pilze, Ranken … ein Wust aus Grün, Wahnsinn. Alles sehr feucht, nur mit wasserfestem Schuhwerk ist ein Wandern hier möglich. Wir hatten nur Turnschuhe dabei, beim Kajakfahren waren "softboots" gefragt. Also liefen wir nur ein kurzes Stück den Trail entlang. Der Eindruck war trotzdem ein bleibender, das muss man erlebt haben.

2009-04-03 Milford SoundTiere

Dass der Wald hier so urig ist, sieht man schon auf der Straße nach Milford Sound. Dass es auch jede Menge Tiere gibt, fiel vor allem durch die Unzahl totgefahrener Pelzträger auf. Der Weg zurück am Abend ließ uns die malerische Strecke noch einmal im Abendlicht erleben.

Dieser Tag war ein wirklich gelungener Reisetag! Erschöpft vom Kajakfahren und auch vom Autofahren erholten wir uns bei einem leckeren Riesen-Burger und Tonic bzw. Cider in einem der Lokale in Te Anau, eine deftige Malzeit war jetzt genau das Richige. Und die Neuseeländer verstehen ja was von deftigem, reichhaltigen Essen, hatten wir schon erwähnt, glaube ich.

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