Wieviel Verrücktheit benötigt man für ein erfülltes Leben? Einfach schön "lieb" vor sich hin leben, brav Karriere machen und beim Essen nicht rülpsen hilft nicht. Vermeintliche Vernuft hält einen fest wie ein Fisch in einem Aquarium. Gemütlich rumzuschwimmen und durch die Glasscheibe zu gucken ist nicht wirklich unbequem, aber auch nicht vollständig befriedigend.

Geradezu zauberhaft beschreibt Paulo Coelho in seinem Roman "Veronika beschließt zu sterben" die Schwierigkeiten der Menschen beim Erfüllen Ihrer Lebensträume. Er zeigt, wie kompliziert, aber andererseits auch einfach das Springen über den eigenen Schatten sein kann.

Die Personen im Buch verbergen ihre Träume, bis ihnen die Luft wegbleibt. In einer Psychiatrie entdecken sie neue Freiheiten und verstehen nach und nach mit Ihren Wünschen umzugehen. In dieser "Irrenanstalt" entwickeln sie den Mut, ihre Wünsche in die Tat umzusetzen.

Veronika beschließt zu sterben - Partnerlink

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Der 24-jährigen Veronika scheint es an nichts zu fehlen. Am 11. November 1997 säubert sie ihr Klosterzimmer, stellt die Heizung ab, putzt ihre Zähne und legt sich aufs Bett um zu sterben.

Nachdem sie ausreichend Schlaftabletten genommen hat, verliert Veronika ihr Bewusstsein.

Als sie erwacht, befindet sie sich bereits zwischen lauter Verrückten in der Psychiatrie "Villete". Hier lernt Veronika nach und nach verschiedene, vermeintlich verrückte Person kennen. Zunächst ist da Zedka, die wegen Depressionen in der Klinik gelandet ist. Veronika erfährt von ihr, das es durchaus lohnenswert seien kann, "verrückt" zu sein. Später zeigt ihr Zedka die "Bruderschaft", eine Gruppe von bereits geheilten Patienten, die es aber vorziehen, in Villete zu bleiben, da sie hier Freiheiten genießen, die ihnen woanders verwehrt waren. Auch Mari ist Teil dieser Gruppe. Ursprünglich war Mari wegen ihrer Angstanfälle nach Villete gekommen. Inzwischen zog sie die Psychatrie dem "normalen" Leben vor. Noch etwas später kommt ein Junge namens Eduard ins Spiel. Dieser Schizophrene spielt im weiteren Verlauf des Buches noch eine größere Rolle für Veronika. Doch soweit genug veraten. Ich will nicht zuviel vorwegnehmen. Lest lieber selbst.

Eigentlich könnte ich an dieser Stelle ein Wikipediazitat zum Thema Verrücktheit eingefügt werden, aber auch im Buch gibt es dafür eine schöne Erklärung. Mittels einer Geschichte erklärt Zedka Veronika, was "verrückt" heißt:

Ein mächtiger Zauberer, der ein Königreich zerstören wollte, schüttete einen Zaubertrank in den Brunnen, aus dem alle Einwohner tranken. Wer von diesem Wasser trank, würde verrückt werden.

Am folgenden Morgen trank die ganze Bevölkerung davon, und alle wurden verrückt außer dem König, der einen eigenen Brunnen für sich und seine Familie besaß, zu dem der Zauberer keinen Zugang hatte. Besorgt versuchte er die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen, indem er eine Reihe von Sicherheits- und Gesundheitmaßnahmen erließ. Doch die Polizisten und Inspektoren hatten von dem vergifteten Wasser getrunken, hielten die Beschlüsse des Königs für absurd und beschlossen, sie keinesfalls zu befolgen.

Als die Bevölkerung von den königlichen Verordnungen hörte, glaubte sie, der Herrscher sei verrückt geworden und würde nunmehr sinnloses Zeug schreiben. Sie begaben sich unter lautem Geschrei zur Burg und verlangten seinen Rücktritt.

Verzweifelt willigte der König ein, den Thron zu verlassen, doch die Königin hinderte ihn daran und sagte: "Laß uns zum Brunnen gehen und auch daraus trinken. Dann sind wir genauso wie sie."

So geschah es: Der König und die Königin tranken vom Wasser der Verrücktheit und fingen sogleich an, sinnlose Dinge zu sagen. Nun bereuthen die Untertanen ihr Ansinnen. Jetzt, da der König so viel Weisheit zeigte, könne man ihn doch weiter das Land regieren lassen.

Das Leben in diesem Land verlief ohne Zwischenfälle, wenn es auch anders war als das der Nachbarvölker. Und der König regierte bis ans Ende seiner Tage.

Paulo Coelho – Veronika beschließt zu sterben

Wie ich finde, ist diese kleine Geschichte eine ganz gute Beschreibung für das, worum es in dem Buch geht.

Hey ihr Verrückten dieser Welt, seid ihr uns etwa weit vorraus?

Warum knöpfen wir unser Hemd auf der Vorderseite zu? Ist einfacher – logisch. Aber warum bewegt sich der Uhrzeiger nach links und nicht rechtsrum? Hmmm… hat sich halt einer so ausgedacht. Was alle machen ist normal. Was fast niemand macht ist verrückt. Mehr steckt nicht dahinter.

Ist irgendetwas deswegen, weil es alle machen, richtig? Ist verrückt nur ein Wort für anders?

Wenn man sich den Wandel der Gesellschaft über verschiedene Zeiträume oder auch unterschiedliche Gesellschaften und Gesellschaftsformen ansieht, wird dies unterstrichen. Ein paar einfache Beispiele kann man sich schnell ausdenken:

  • Frauen dürfen ohne Burka raus? Bei Dir hackts wohl! Du mußt eindeutig verrückt sein.
  • Man darf nicht mehrere Frauen haben? Wat, echt nicht?
  • Vogelnestsuppe und Fledermäuse sind lecker? Na, mit ganz viel Ketchup vielleicht.

Wie sagte unserer Freund Obelix immer: Die spinnen, die Römer!

Ich denke, man muß nicht versuchen, die Verrücktheiten der anderen zu verstehen oder sich vielleicht sogar anzupassen. Viel wichtiger ist es, seine eigenen Verrücktheiten zuzulassen und zu ihnen zu stehen.

  • Kompaktinfo
  • Veronika beschließt zu sterben

  • Autor: Paulo Coelho
  • Ausgabe: 51.
  • Verlag: Diogenes
  • ISBN-10: 3257233051
  • ISBN-13: 978-3257233056
  • Fazit

    Ein besonderer Dank an Paulo Coelho für sein wunderbares Werk "Veronika beschließt zu sterben"
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