Ich lese gerade die März-Ausgabe des "Technology Review". Die Titelzeile lautet "Liebe Deine Maschine! – Wie Technik sympathisch wird und warum wir

Roboter als Lebenspartner

haben werden". WAaaaas? Wir werden was haben? Roboter als ..ähmm Lebenspartner??

Nun gut, zugegeben, jeder normale Mann wünscht sich natürlich eine gut "funktionierende" Frau – und yeah, es wäre gut, wenn ein "Ein/Aus"-Knopf dran wäre. Aber deswegen gleich ganz gegen einen Roboter austauschen?

1. Lebenspartner Frau vs. mein Roboter / Computer

Also fassen wir zusammen, was ich zu Hause habe:

Eine Frau in der Version – mhmm ja welche? Ist scheinbar schon irgendwie weiterentwickelt, kein Standardbetriebssystem von der Stange – sagen wir V31.1. Sicher, ganz ausgereift ist diese Version noch nicht, teilweise sogar ganz schön bugy und Updates kommen nur selten. Nichtsdestotrotz, sie ist ein prima Lebenspartner.

Und dann wäre da noch mein Computer. Ich mag ihn sehr. Da das Betriebssystem es so verlangt, hat er sogar einen Namen. Ich ärgere mich, wenn er Fehlermeldungen bringt und wenn er nicht startet, werde ich sogar traurig. Teilweise spreche ich irgendwelches Zeug vor mich hin, wenn ich mit ihm arbeite. Alles klar … ich und mein Rechner … da sind scheinbar Gefühle im Spiel. Aber was heißt das? Bin ich etwa auf dem besten Weg, mit ihm zusammen zu sein??? Kann ich mit meinem Rechner bald schön essen gehen und in den Urlaub fahren …. und .. werden wir Kinder haben?

So ein Desktop Pc ist ja eigentlich eine recht leblose Kiste. Besonders kuschlig ist das Gehäuse nicht gerade. Wenn man allerdings davon ausgeht, wie so ein Großrechner zu den Anfangszeiten der Informationstechnologie ausgesehen hat, so ist mein Pc aber ein wahres Schmuckstück.

Leblos meint aber auch – der sagt nix. Kein liebes Wort, kein guter Tip … allerdings auch kein Meckern. Weiterentwickeln werden sich die Rechner auf jeden Fall. Aber wie gut kann mich mein Rechner kennen und wie gut kann er in verschiedenen Situationen auf mich eingehen? Irgendwie kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, eines Tages mit einer solchen Kiste ein gutes Gespräch bei einem schönen Glas Rotwein zu führen.

Wie läuft das mit der künstlichen Intelligenz?

Ich:
Mach endlich das Program auf – du kannst mich wohl nicht leiden?
Pc:
Doch, ich mag dich!
Ich:
Quatsch Du bist eine Maschine!
Pc:
*schmoll* Nein, … ich mag Dich wirklich!

??? Waaas ????

In dem genannten Artikel wird allerdings weniger von Pc’s, vielmehr von einem Roboter gesprochen. Mir als Laien fällt da die Unterscheidung doch recht schwer – die Wikipedia sagt zu menschlichen Robotern:

Android (Mann – griechisch: menschenförmig) ist die Bezeichnung für einen Roboter, der einem Menschen täuschend ähnlich sieht und sich menschenähnlich verhält. Ein Android ist somit ein spezieller humanoider Roboter. Der Begriff der Androiden wurde zunächst in der Futurologie und durch die Science-Fiction-Literatur geprägt. Ein humanoider Roboter in Form einer Frau (gr.: gynä; Gen.: gynaikos) wird gelegentlich auch Gynoid genannt.wikipedia.de

Schön und gut, aber wie genau sieht den so ein Lebenspartner – Computer / Roboter nun aus? Mir stellen sich da eine Reihe von Fragen:

  • Kann ich mir das Design komplett aussuchen?
  • Werden meine Freunde mit Lara Croft vorbeikommen?
  • Welche Modelle stehen für den schmalen Geldbeutel zur Verfügung?
  • Sind die dann kleiner oder hässlicher?
  • Möchte er Schuhe kaufen?

All diese Fragen beantwortet der Artikel nicht abschließend. Bezogen wird sich hier auf ein Buch des britischen Informatikers David Levy. "Love and Sex with Robots" ist der etwas reißerische Titel des Werks. Eventuell sind die Antworten auf meine Fragen ja hier zu finden. Leider liegt mir das Buch nicht vor. Laut Artikel ist wohl unter anderem von Hochzeit und erfüllendem Sex die Rede.

2. Sex mit meinem Roboter – Lebenspartner

Halt! Erfüllendem Sex??? Was soll jetzt das wieder heißen? Nun starre ich seit geraumer Zeit auf den Laufwerksschacht meines neuen Lebenspartners, aber kann mir wirklich nicht vorstellen, wie das laufen soll …. Nein, mir fehlt hier einfach die Lust und da hilft es sehr wahrscheinlich auch nicht, dem Tower eine Perücke aufzusetzen und das Laufwerk mit Lippenstift zu bepinseln.

Mir fällt in diesem Zusammenhang auch noch Woody Allens Film "Der Schläfer" ein. Dort gab es ein Gerät namens Orgasmotron, welches zwar nicht direkt ein Lebenspartner war, aber zumindest ebenfalls zu erfüllendem Sex führte.

Moviepilot: Der Schläfer

Roboter waren in diesem Film ebenfalls ein selbstverständlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens. Sehr humanoid, sehr Woody Allen. 🙂

Gut in den 70ern war so Einiges möglich. Genau diese Zeit bestätigt auch, dass es immer mal gesellschaftliche Veränderungen gibt. Aber binden sich die Menschen wirklich so stark an Ihre Technik, dass diese Bindung mit der Beziehung zu einem Lebewesen vergleichbar wäre?

Im Editorial des Technology Reviews wird als Beispiel für Gefühle gegenüber Gegenständen auch das Mobiltelefon angeführt. Wenn ich mich im öffentlichen Raum so umsehe und Leute, vor allen Dingen junge Leute mit Ihren Telefonen beobachte, muß ich sagen: Ja … die stehen auf Ihre Technik. All diese Handys, PSPs, IPods und Konsorten werden hier glatt wie die besten Freunde behandelt oder wie Ehefrauen vorgestellt. Was kann dein’s und was kann mein’s. Geht man nun davon aus, dass es zu einer Technikgeneration kommt, die nicht schlechter wird, sondern einfach noch mehr kann, wird dies wohl nicht gerade zur Ablehnung führen.

Hier kann wohl auch nicht von den aktuellen "30 und drüber" – Generationen ausgegangen werden. Entscheidend sind jüngere und kommende Generationen und deren Umgang mit Technik. Ich denke, ich habe fast nur ältere Menschen "Scheiß Computer" sagen hören. Die Jüngeren haben selbstverständlich einen anderen Bezug dazu. Sie sind mit Technik, Internet und mySpace groß geworden. Heute geben sie mit der besten, interaktivsten und featurereichsten Facebook-Seite an, morgen ist’s ein PersoCom.

Der Begriff PersoCom stammt aus einem japanischen Manga namens "Chobits".

In diesem Film geht es um Roboter, die fast eins zu eins wie Menschen aussehen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Qualitäten. Groß und klein, teuer und luxuriös oder preiswert und mit Basisausstattung. Hauptthema ist die gefährliche Liebe zu einem solchen Persocom. Niedliche Maschinen, die menschliche Herzen brechen können, da sie nicht in der Lage sind, Gefühle tatsächlich zu erwidern. Einfach mal ansehen!

Ich hab nie gedacht, dass ich auf eine bestimmte technische Entwicklung mal keine Lust habe und lieber " nee, da lass mal die Jungen machen" sagen würde, aber in diesem Fall muss ich doch sagen: "Schuster bleib bei Deinen Leisten".

Lassen wir also schön die Kirche im Dorf und … die Frau zu Hause.

Nachzulesen ist der Artikel in:

Technology Review
Das M.I.T.-Magazin für Innovationen
Ausgabe : 03 / 2008
Die deutsche Lizenzausgabe kommt vom Heise-Verlag.
Wer sich den Technology Review einmal ansehen will kann sich ein Probeexemplar zukommen lassen:

https://www.heise.de/abo/tr/probeheft.shtml

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