Die Ausstellung "Arbeiten in Geschichte. Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution" gibt einen Blick auf einen bisher nur wenig bekannten Abschnitt der Fotografiegeschichte. Ein aus chinesischen und deutschen Kuratoren zusammengesetztes Team untersucht die Folgen der kulturellen Revolution für die moderne Kunst- und Fotografieszene Chinas.

Die geschichtlich geprägte Perspektive soll zu einem besseren Verständnis der heutigen Fotografie beitragen.

Die Kulturrevolution Chinas fand in den Jahren von 1966 bis 1976 statt. In dieser Zeit wurde die Fotografie in vielfältigster Art genutzt. Als logische Konsequenz hat die Revolution die moderne Kunst des riesigen chinesischen Reichs beeinflusst. Traditionelle und westliche Wert hat sie hinter sich gelassen, dafür setzte sich eine Massenpropaganda von erheblichem Ausmaß durch.

Arbeiten in Geschichte: Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution: Zeitgenössische chinesische Fotografie und die ... im Museum für Fotografie, Berlin, 2017/2018 - Partnerlink

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Vielfach hat man Plakate, Zeitungen, Film und Fotografie eingesetzt, um politische Ziele umzusetzen. Bis heute sind die historischen Fotos aus dieser Epoche die Basis für Aufnahmen von modernen Künstlern. Sie nutzen die damaligen Gruppenporträts oder auch Presseaufnahmen, um diese in die moderne Bildsprache zu überführen und um sie neu zu interpretieren.

Viele Fotokünstler beschäftigen sich mit einem Phänomen, das in der Kulturrevolution im Mittelpunkt stand und erst heute offensichtlich wird. Damals wurde die Fotografie gerne zu Propagandazwecken genutzt. Die seinerzeit gängige Zensur wird heute offensichtlich, die Verherrlichung von Mao Zedong und seinem Parteikader wird erst in der modernen Zeit auf den Bildern hinterfragt oder mindestens in einen neuen Kontext gesetzt. Somit stehen heute weniger die im Geheimen aufgenommenen Fotos von Bücherverbrennungen im Vordergrund als vielmehr die ganz offiziellen Aufnahmen der damaligen Regenten und die unglaublichen Massenversammlungen, die bis heute im Gedächtnis geblieben sind.


Einige Künstler greifen die bis heute überlieferten Hinterlassenschaften der Revolution auf. Dazu gehören zum Beispiel Versammlungshallen oder die Zentralen der großen Parteien. Auch die symbolischen Aktionen der damaligen Zeit lässt man bevorzugt aufleben. Wieder andere Künstler setzen die Fotografie ein, um individuelle Biografien zu untersuchen. Das geschieht, indem sie nach der Verwendung von Passbildern oder Gruppenfotos fragen.

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen. Knapp 70 Prozent beschäftigen sich mit dem geschichtlichen Bildmaterial aus der Zeit der Kulturrevolution. Sie ist so etwas wie das Gegenstück zu den großformatigen Bildern aus der heutigen Zeit, die gemeinsam mit Videos oder Skulpturen dargestellt werden.

Im Kerber Verlag ist gerade das Buch zur Ausstellung erschienen.

Arbeiten in Geschichte / Wang Qingsong, Wettbewerb, 2004, Farbabzug (2017), 300 x 170 cm, © Wang Qingsong