"Spinner" beschreibt das Leben des zwanzigjährigen Jesper, seines Zeichens eingeschriebener Student und Schriftsteller, der aus München im Anschluss an sein Abitur nach Berlin gekommen ist. Sein Studium stellt realistisch betrachtet eher ein Alibi als eine ernstzunehmende Berufung dar. Mit Jespers erstem Roman "Der Leidensgenosse" verhält es sich ähnlich, wobei er an diesen zumindest lange ernsthaft glaubt. Sein Roman ist sein Projekt, sein Roman ist episch, sein Roman ist … eine verwirrende Ansammlung viel zu vieler Seiten.

Anstatt eine große Karriere zu machen, asozialisiert Jesper in Berlin zusehens. Eine kleine Kellerwohnung, nur eine Handvoll Freunde, Alkohol und Schlaftabletten. Ja, so läßt es sich in Berliner Hinterhofwohnungen lange aushalten, hier kann man prima verschwinden. Jespers Realität vermischt sich allzuoft mit abstursen Illusionen. Sein Leben wirkt nahezu ferngesteuert. Er treibt und treibt … solange, bis es dann irgendwann Klick macht. Wo ist der Erfolg, wo ist die Liebe? Ja mein lieber Jesper, da bist Du wohl so langsam aber sicher in eine Sackgasse geraten, aus der es zu entkommen gilt.

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Glücklicherweise gibt es in Jespers Leben einige Veränderungen, die ihm dabei helfen, aus seiner Teilnahmslosigkeit zu entkommen. Da tritt zum Einen mit Miri die Liebe in sein Leben und zum Anderen verliert Jesper eine wichtige Bezugsperson. Ein Reihe weiterer kleiner Ereignisse helfen Jesper, zu sich selbst zu finden und selbstsicher, ja vielleicht sogar zielgerichtet sein Leben anzugehen.

Benedict Wells macht weiter, wo er bei "Becks letzter Sommer" aufgehört hat. Man hat das Gefühl, er schreibt einfach locker drauflos. Leider kann er dabei in seinem neuen Buch "Spinner" keine mit seinem Debütroman vergleichbare Spannung aufbauen. Zwar wirken die Figuren weniger künstlich und man merkt, dass Wells einen größeren Bezug zum Inhalt hat, aber irgendwie ist die ganze Geschichte doch etwas dröge und schleppend.

Ist Wells zuviel gelobt worden? Ist er gar der im Buch beschriebene verlorene Schriftsteller? Ich denke, in Wells steckt weiterhin viel Potential für gute Romane, er sollte sich aber Zeit nehmen und nicht wie am Fließband arbeiten.

Die Unsicherheit und Angst von Jesper transportiert Wells hervorragend. Letztlich ist auch "Spinner" Geschmackssache. Zahlreiche Rezensionen loben Becks Roman in den siebten Himmel. "Es ist mit Sicherheit ein Roman, den man schnell lesen kann, der aber sehr viel länger nachklingt!" schreibt eine Rezensentin bei Amazon. Für mich nicht unbedingt nachvollziehbar. Nach zwei Wochen konnte ich mich an den Inhalt teilweise nicht mehr erinnern. Eine Einschränkung meines Kurzzeitgedächtnisses? Ich weiß nicht … um was geht’s hier eigentlich?