Der Taschen-Verlag ist ein familiengeführter und unabhängiger Verlag, dessen Schwerpunkt in der Veröffentlichung von Bildbänden liegt. Der Leser findet hier Bücher aus den Bereichen Kunst, Design, Film und Fotografie, Architektur und Lifestyle.

Im Februar 1980 in Köln gegründet, wollte der Inhaber seinerzeit eigentlich eine Comic-Sammlung verkaufen. Doch dabei blieb es nicht, denn schon im Jahr 1984 wagte man den Sprung in ein bis dahin eher vernachlässigtes Genre. Das Geschäft mit Kunstbüchern erwies sich im Nachhinein als äußerst gewinnbringend. Was seinerzeit mit dem Weiterverkauf von Restposten des englischsprachigen Magritte-Bildbands begann, erwies sich schon bald als Marktlücke, denn offenbar gab es einen hohen Bedarf an mehrsprachigen Kunstbildbänden zu vertretbaren Preisen. Schon im Jahr 1985 startete der Verlag die bekannte Kleine Reihe mit einer Monografie über Salvador Dalí.

Der Verkauf von preiswerten Kunstbänden entwickelte sich erfolgreich. Schon bald weitete man das Geschäft auf den Mainstream-Buchhandel aus, um damit bisher eher begrenzte Marktsegmente abzudecken. Dazu gehörten auch historische Erotika, Fetisch-Bildbände, Schwulenliteratur und Männermagazine bis hin zu pornografisch geprägten Werken. Die Verantwortlichen machten sich mit der Aufnahme des kontroversen Buchmaterials in das Hauptprogramm dafür stark, der breiten Öffentlichkeit den Zugang zu erleichtern. Die Sparte „Sexy Books“ nimmt im Spektrum des Taschen-Verlags heute einen wichtigen Stellenwert ein.

Im Jahr 2014 hatte sich der Verlag mit übe 20 Millionen verkauften Büchern zum Weltmarktführer im Bereich der Bildbandfotografie entwickelt. Tochtergesellschaften wurden in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und Spanien, in Japan und in Hong Kong gegründet, so dass sich ein weltumspannendes Netzwerk ergibt.

Lesbians for Men: VA - Partnerlink

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Die US-amerikanische Autorin Dian Hanson wurde im November 1951 geboren. Sie startete ihre Karriere mit der Herausgabe von Herrenmagazinen. Anfang der 1970er Jahre beteiligte sie sich an der Gründung des „Hardcore-Journals“ Puritan, um später zu anderen Magazinen wie dem Partner, dem OUI, dem Adult Cinema Review, dem Outlaw Biker und dem Big Butt zu wechseln. In den Jahren 1987 bis 2001 entwickelte sie sich zur erfolgreichsten Herausgeberin des Juggs und Leg Show Magazins, das auf den Schwerpunkt Fetisch ausgerichtet war.

Seit 2001 ist sie für die Veröffentlichung der Sexy Book-Reihe des Taschen-Verlags verantwortlich. Hier kümmert sie sich um die Bearbeitung von Buchbänden, die sich thematisch in die Gruppe der sexuell orientierten Werke einreihen und greift von Zeit zu Zeit auch selbst zur Feder. Bis heute hat sie als Autorin über 60 Bücher allein für den Taschen-Verlag geschrieben. Zu ihren bekanntesten Werken gehört „The Art of Pin-up“ und „Psychedelic Sex“. Heute lebt Dian Hanson mit ihrer Familie in Los Angeles. Von dort aus ist sie immer noch für den Taschen-Verlag tätig und betreut die Sexy Book-Reihe mit Erfolg.

Im Taschen-Verlag ist auch das Werk „Lesbians for Men“ von Dian Hanson erschienen. Schon der Titel lässt erahnen, um was es in dem Buch geht. Heterosexuellen Männern sagt man gelegentlich eine Schwäche für lesbische Frauen nach. Die Autorin nimmt dieses Thema in ihrem Buch auf.

Dian Hanson hat in ihrem Werk Fotos von zeitgenössischen Künstlern gesammelt. Dazu gehören unter anderem Nobuyoshi Araki, Bruno Bisang, Ed Fox, Ren Hang, Richard Kern und Will Santillo. Die einschlägige Presse hebt den Bildband für die äußerst echte Anmutung der lesbischen Pornografie, die allenfalls erahnen lässt, dass auch diesen Bildern nicht durchgehend Frauen zu sehen sind, die sich ausschließlich zu dem eigenen Geschlecht hingezogen fühlen.

Sehr spannend ist sicher auch die historische Darstellung, denn sie zeigt, dass gleichgeschlechtliche Liebe nicht nur ein Phänomen unserer modernen und freizügigen Zeit ist. Bedenkt man, dass die ersten Bilder bereits aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammen, wird deutlich, dass es schon in früheren Zeiten Menschen gab, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlten – sei es, um zu provozieren oder um sich selbst zu verwirklichen.

Ein weiteres Werk aus der Sexy Book-Reihe stammt von Ren Hang. Der Chinese galt als der originellste Fotograf für Nacktbilder seiner Zeit. Angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Erotik und Humor, haben die von ihm festgehaltenen Posen einen ganz eigenen Reiz. Der Fotograf nahm sich Anfang 2017 im Alter von gerade 29 Jahren das Leben. Dieses Drama könnte sich schon vor zwei Jahren abgezeichnet haben, als er sich in einem Interview zu seinem Leben äußerte. Er habe das Gefühl, der falsche Empfänger für ein so kostbares Geschenk wie das Leben zu sein. Für seine Anhänger dürften solche Äußerungen absolut unverständlich sein.

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Der Künstler war allein in den vergangenen zwei Jahren auf über 30 Ausstellungen und Messen auf der ganzen Welt zu sehen. Anders als viele andere junge Künstler hat Ren Hang eigene, frische und einzigartige Bilder kreiert. Er versuchte nicht, einem Vorbild nachzueifern, sondern er blieb in seiner kurzen Laufzeit immer er selbst, wie Dian Hanson lobend über ihn berichtet. Die Anfänge seiner jungen Karriere fand Hang übrigens in Fotografien für die Modemarke Gucchi.

Im Taschen-Verlag ist nun das Werk „Ren Hang“ erschienen, in dem sein Schaffen für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Schon die äußere Gestaltung ist auffallend, denn das Buch ist in rote Leinen eingebunden, die ein wenig an sein sozialistisches Heimatland erinnern. Auf etwa 300 Seiten findet man überwiegend nackte junge Menschen, die ihren Körper auf ganz unterschiedliche Art und Weise entdecken. Sie drapieren sich auf Gebäuden oder im Wald, sie falten sich zu nahezu surrealen Skulpturen zusammen, und sie haben immer auch einen mehr oder weniger ausgeprägten sexuellen Hintergrund.

Der Autor selbst war bekennend homosexuell, doch seine Bilder sind sowohl homo- als auch heterosexuell geprägt. Es bleibt zu vermuten, dass es für seine Models so etwas wie eine Mutprobe war, sich im offiziell prüden China in dieser Form zu zeigen.

Bei allem Humor, der aus seinem Buch spricht, muss der Autor schon früh Depressionen und Halluzinationen kennengelernt haben, wie er auf seiner Webseite zugibt. Seit Oktober erkrankte er offenbar an schweren Depressionen, die sich über Monate hinzogen. Schon zum Jahreswechsel 2017 wollte er sterben. Diesen Wunsch erfüllte er sich einige Monate später.

Titelbild: Copyright: Ren Hang, Bildunterschrift: p. 41