Peter Lindbergh galt als einer der ganz Großen unter den Fotografen. Er hat mit den bekanntesten Modeschöpfern der Welt zusammengearbeitet und unter anderem für Giorgio Armani, Karl Lagerfeld oder Jean-Paul Gaultier fotografiert. Seine Werke wurden in den internationalen Modemagazinen Vanity Fair und Vogue veröffentlicht. Vor der Linse seines Fotoapparats schienen Frauen wie Cindy Crawford oder Naomi Campbell, Kate Moss und Claudia Schiffer noch ein wenig schöner zu werden. Peter Lindbergh sagte von sich selbst, jede dieser Schönheiten in ihrer Natürlichkeit so zu zeigen wie sie ist, und genau das war eine Besonderheit seiner Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Der international bekannte Fotograf mit deutschen Wurzeln starb Anfang September 2019 in Paris.

70 Jahre Modehaus Dior – Peter Lindbergh hat sie in seiner letzten Fotoserie eindrucksvoll dokumentiert. Obwohl sich der Fotograf und Christian Dior selbst nie persönlich kennenlernen konnten, weil der Pariser Modemacher bereits im Jahr 1957 starb, scheinen beide Persönlichkeiten durch ihr Talent untrennbar miteinander verbunden zu sein. Beide hatten ein sicheres Gespür für die Schönheit der Mode und der Frauen, die sie präsentieren.

Peter Lindbergh. Dior : Coffret 2 volumes - Partnerlink

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Beide wollten mit ihrem Schaffen eine natürliche und schlichte Eleganz zeigen, die unvergleichlich weiblich war. Weder übertriebenes Styling noch starkes Make-up war in den Modeschauen von Dior oder in den Fotografien von Lindbergh zu finden. Ihre Vorstellung von Stil basierte auf einer natürlichen Schlichtheit, auf einem sehr guten Geschmack und auf einer individuellen Pflege, um diese unverstellte Schönheit noch stärker zum Strahlen zu bringen.

In seinem Shooting für Dior aus dem Jahr 2018 setzte er sich zum Ziel, diejenigen Kleidungsstücke in Szene zu setzen, die die vergangenen 70 Jahre maßgeblich geprägt hatten. Die Szenerie für diesen hohen Anspruch konnte nicht besser gewählt sein, denn er entschied sich für den Times Square in New York zur belebten Rush Hour. Damit nahm er Szenen aus dem richtigen Leben, um dadurch das Zusammenspiel von Individuum, ihren Mitmenschen und der unvergleichlichen Architektur der Millionenmetropole gekonnt zur Geltung zu bringen.


Sein Buchprojekt „Dior“ erschien kürzlich im Verlag „Taschen“. Man könnte die Fotografien als Hommage an den großen Modeschöpfer und an sein Modehaus verstehen, mit dem Lindbergh offenbar mehr verband als nur eine sehr ähnliche Vorstellung von Schönheit und Eleganz. Die auf den Fotos präsentierten Frauen kennzeichnet eine weitere Gemeinsamkeit: Sie alle sind von einem tiefen Vertrauen zu dem Mann geprägt, von dem sie sich fotografieren lassen.

Interessant ist auch die Wahl der historischen Kostüme, die Lindbergh für das Shooting gewählt hat. Die Kleider stammen aus dem Dior-Museum und wurden unter hohen Sicherheitsauflagen nach Manhatten gebracht. Dort hatte sie der Modeschöpfer selbst bereits im Jahr 1947 von Hand genäht. Bei der Inszenierung am belebten Times Square nahm sich Lindbergh die fotografische Freiheit, seine Aufnahmen ein wenig zufällig, unscharf oder auch schief zu gestalten. Gerade diese Natürlichkeit macht seine Werke aus, denn es sieht bei genauerem Hinsehen so aus, als ob der Betrachter jeder dieser Frauen gerade im wirklichen Leben begegnet.