Das Markenzeichen des in der heutigen Zeit buchstäblich weltbekannten Fotografen und Filmemachers Peter Lindbergh ist die schwarz-weiß-Fotografie. Gelernt hat der gebürtige Pole [* November 1944 in der Stadt Leszno, zu Deutsch Lissa] sein Handwerk, wie es genannt wird, von der Pike auf. Anfang der 1950er Jahre lebte die Familie Brodbeck, wie Lindbergh mit Geburtsnamen heißt, in der Ruhrgebietsgroßstadt Duisburg. Mit dem Volksschulabschluss in der Tasche begann der Berufsstart als Lehrling zum Schaufensterdekorateur. Arbeitgeber waren die damals renommierten Kaufhäuser Horten und Karstadt. Nach dem Ausbildungsende folgten abwechslungsreiche Jahre an mehreren Wohnorten. In Berlin begann die Künstlerlaufbahn mit dem Abendbesuch der Kunstakademie. Seit jeher war Vincent van Gogh das Vorbild des angehenden Künstlers. Auf einige Auslandsjahre in Spanien und Marokko folgte das Studium der Freien Malerei an der Kunsthochschule Krefeld. In der Düsseldorfer Galerie Denise René/Hans Mayer stellte Lindbergh Ende der 1960er-Jahre, und zwar noch während des laufenden Studiums, seine ersten Werke der Bildenden Kunst aus. Direkt Anfang der 1970er-Jahre begann er mit dem Fotografieren. Mehrere Jahre lang arbeitete Lindbergh als Assistent des Düsseldorfer Werbefotografen Hans Lux. In der Szene war bereits ein Fotograf namens Brodbeck bekannt. und bei seinen zahlreichen Schuldnern schlecht gelitten. Dieses Handicap der dauerhaften Verwechslung sollte ein Ende haben. So kam der Wechsel des Geburtsnamens Brodbeck hin zum Künstlernamen Lindbergh. Mit der Wahl dieser Namensgebung verband Brodbeck „eine Aura von Abenteuer und Internationalität, vergleichbar mit dem damals berühmten Piloten Charles Lindbergh“.

Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography - Partnerlink

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Von Beginn seiner Selbstständigkeit Mitte der 1970er-Jahre an begann die internationale Karriere von Peter Lindbergh als Fotograf und später auch als Filmemacher. Er arbeitete für die europaweiten Ausgaben des Lifestyle-Magazins Vogue sowie für die US-amerikanische Zeitschrift Vanity-Fair. Ein weiterer Meilenstein war die Zusammenarbeit mit der britischen Journalistin Anna Wintour für die US-amerikanische Ausgabe der Vogue. Namhafte bis hin zu weltbekannte Schauspielerinnen und Models drängelten sich regelrecht nach einem Shooting. Lindbergh gelang es als dem ersten Fotografen, die damaligen Supermodels Campbell, Crawford, Evangelista, Patitz und Turlington gemeinsam für ein Titelbild zu fotografieren. Zu den von ihm portraitierten Weltstars gehörten Schauspieler, Musiker und Sänger. Die Namensliste reicht von Catherine Deneuve über Nastassja Kinski bis Kate Winslet.

Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography

Seit Mitte der 1980er-Jahre, also seit nunmehr über drei Jahrzehnten, werden die Fotografien von Lindbergh in weltweiten Ausstellungen sowie Galerien präsentiert und bewundert. Von September 2016 bis Anfang 2017 war in der Kunsthalle Rotterdam die Ausstellung „A Different Vision on Fashion Photography“ zu besichtigen. Und von Mitte April bis Ende August 2017 ist München der Ort für die vielbeachtete Ausstellung unter dem Titel „Peter Lindbergh – From Fashion to Reality“. Mehr als 200 Objekte zeigen als multimediale Schau sowohl Fotografien als auch mit Filmen nebst Requisiten, Polaroids und Storyboards ein bisher unveröffentlichtes Material.

Peter Lindbergh war der erste Künstler, der mit Modefotografie Geschichten erzählt. Für Settings nutzt er häufig und gerne die historische Industriearchitektur aus dem vergangenen Jahrhundert in Erinnerung an seine Kindheit in der Industriegroßstadt Duisburg. Kurator der Münchener Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung ist Thierry-Maxime Loriot. Mit Ergänzung der Lindbergh-Werke um ein vielfältiges Making-of- und Behind-the-Scenes-Material bietet diese Ausstellung den einmaligen Blick auf die jahrzehntelange Entwicklung der Modefotografie von und mit Peter Lindbergh.

Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography

Bei TASCHEN ist gerade "Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography" erschienen. Auf den 472 Seiten findet man über 400 Bilder des bekannten Fotografen. Während die meisten Fotografien, wie bei Lindbergh nicht anders zu erwarten, schwarzweiß sind, gibt es hier aber auch einige Farbbilder zu bewundern.