Jochen Hein (*1960, Husum) ist ein Meister der Oberflächendarstellung. Von Ferne betrachtet wirken seine Meeresoberflächen beinahe fotorealistisch. Sonnenlicht bricht sich auf der wogenden See und wird zum Betrachter hin reflektiert, während die Sonne selbst außerhalb des Bildausschnittes bleibt. Die strahlend weißen Schaumkronen der Gischt dominieren
die Leinwand und wirbeln durcheinander.

Jochen Hein: Reflexion (Zeitgenössische Kunst) - Partnerlink

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Doch bei näherer Betrachtung kippen die Wirklichkeit der Bilder und unsere Wahrnehmung auseinander. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick wirkt. Statt realistischer Landschaftsmalerei, zerstäuben die Bilder mit jedem Schritt, den man auf sie zugeht, in reine Farbe. Wie bei einem Besuch im Atelier wird dem Betrachter der Blick auf die komplexe Entstehung der Werke, den künstlerischen Prozess selbst gewährt. Jochen Heins Bilder zeigen nie allein gemalte Natur, sondern auch immer die Natur des Malens.

Hein gelingt es, eine Illusion zu erzeugen, um sie sogleich mit malerischen Mitteln wieder zu dekonstruieren. Die scheinbar konkreten Orte entstammen auch nicht etwa einer fotografischen Vorlage, sondern dem Inneren des Künstlers und werden so zu Orten eines kollektiven Bildgedächtnisses: »Ich suche in meinen Bildern das allen Vertraute, das scheinbar
Allervertrauteste. Indem ich auf diese Weise Zugänglichkeit wage, komme ich aufs Wesentliche«, beschreibt Hein diesen Prozess.