Im Frühling 2014 fährt Fotografin Janina Wick (*1976) mit ihrem Fahrrad von Berlin-Kreuzberg in die Wuhlheide. Hinterm Treptower Park entdeckt sie eine ihr bislang unbekannte Gegend: Schöneweide. Der einstige Industriestandort ist von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt. Überall verfallene Industriebauten und verwilderte Brachflächen – aber auch junge Menschen.

Viel von ihnen stammen aus sozial schwachen Familien. Die verlassenen Areale in Schöneweide sind Rückzugs- und Zufluchtsort. Es herrscht ein starker Zusammenhalt: Bei Schwierigkeiten und Problemen mit Eltern oder der Schule sind die Jugendlichen füreinander da. Fast alle lebten schon immer in Schöneweide. Jeder kennt jeden.

Janina Wick: Schöneweide - Partnerlink

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Wick beschäftigt sich bereits seit längerer Zeit fotografisch mit der Frage, wie sich Jugendliche im städtischen Raum bewegen, welche Orte sie wählen, um sich zu treffen und wie sie diese einnehmen. Über drei Jahre baut die Fotografin Kontakt zu den Jugendlichen auf und besucht sie immer wieder mit der Kamera. Gemeinsam erkunden sie die leerstehenden Flächen. Vertrauen entsteht. Wick fotografiert die jungen Menschen, gibt keine Anweisungen, wartet ab. Ihre Bilder zeigen kein Grinsen, kein Duckface, keine Posen – stattdessen wirken die Teenies echt, in sich gekehrt, nachdenklich und verletzlich. »Ich suche nach einem Moment, in dem sie ganz bei sich sind und mir als Fotografin mit Offenheit begegnen. Die Spannung, die in einem solchen Moment entstehen kann, ist dann auch im Bild spürbar«, sagt Wick.

 

Seit 2017 verändert sich Schöneweide: Immer mehr Leerflächen verschwinden, Neubauten entstehen, Menschen ziehen hinzu. Die Brachfläche wird abgesperrt, Gebäude abgerissen, Neubauten entstehen. Die Jugendlichen suchen sich andere Orte – vor Einkaufszentren oder S-Bahn-Stationen.