Die 95-jährige Teruko Yokoi (*1924, Tsushima) kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken, das eng mit der kunsthistorischen Entwicklung der europäischen und amerikanischen Nachkriegsmoderne verbunden ist. Nach einem Studium bei dem angesehenen Impressionisten Takanori Kinoshita ging sie bereits 1955 nach New York, um bei Hans Hofmann zu studieren. Obwohl ihre ersten künstlerischen Schritte dadurch sowohl ästhetisch wie auch persönlich mit den Hauptakteuren des amerikanischen Abstrakten Expressionismus – wie Mark Rothko, Joan Mitchell, Franz Kline, Robert Motherwell oder ihrem späteren Ehemann Sam Francis – verbunden sind, blieb ihr ein ähnlicher Welterfolg verwehrt.

Teruko Yokoi: Tokyo - New York - Paris - Bern (Zeitgenössische Kunst) - Partnerlink

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Die in diesem Band versammelten Arbeiten der 1950er- und 1960er-Jahre eröffnen Einblick in eine von fernöstlichen Einflüssen zeugende und schon am Beginn ihrer Karriere genuin eigenständige Kunst. Die zwischen 1954 und 1964 angefertigten Werke entstanden im Spannungsfeld zwischen japanischer Tradition mit ihren kalligrafischen Einflüssen und der Abstraktion der Moderne. Der Leser begleitet Yokoi durch eine Zeit der Experimente, in der ihre Kunst die wechselvollen Stationen ihres Lebens widerzuspiegeln scheint.

Die Entwicklung eines eigenständigen Stils führt sie im Zuge der zehnjährigen Reise von den vorrangig gegenständlichen Sujets, die sie in ihrer Heimat Japan schuf, nach San Francisco, New York, Paris und schließlich nach Bern. Zusehends wenden sich ihre Arbeiten der Abstraktion zu, ohne dabei den Kontakt mit ihrer Heimat zu verlieren.

Ausstellung: 30.1.–10.5.2020, Kunstmuseum Bern