Wenn uns Nachrichten aus Afghanistan erreichen, geht es fast ausschließlich um Krieg und Terrorismus. Dabei hat das Land als geografische wie kulturelle Schnittstelle zwischen Süd- und Zentralasien viel mehr zu bieten. Afghanistan ist ein Binnenland, das von mächtigen Gebirgszügen geprägt ist. Die Gipfel des Hindukusch erheben sich auf eine Höhe von bis zu 5.000 Metern. In den Ebenen und Tälern des Hindukusch findet man nicht nur Steppe, sondern auch ausgedehnte Wälder vor. Der Süden des Landes ist dagegen von Wüsten und Halbwüsten bedeckt.

Afghanistan ist von einem kontinentalen Klima geprägt, das für kalte Winter und heiße Sommer sorgt. Im Winter kann Schnee bis in die Täler fallen. Im Sommer macht sich vor allem im Süden eine subtropische Wärme bemerkbar, so dass hier sogar Dattelpalmen wachsen. Auch die Auswirkungen des indischen Monsuns mit tropischem Regen und Stürmen bekommt man im Süden Afghanistans zu spüren.

Steve McCurry. Afghanistan - Partnerlink

Steve McCurry. Afghanistan - Partnerlink

Trotz der extremen klimatischen Bedingungen bietet das Land am Hindukusch eine äußerst vielfältige Flora und Fauna. Pflanzen- und Tierwelt haben sich den Höhenverhältnissen und den starken Temperaturschwankungen angepasst. So gedeihen in Afghanistan 5.000 verschiedene Pflanzenarten, von denen etwa ein Drittel nur dort vorkommt. Intensive landwirtschaftliche Nutzung und die instabile politische Lage erschweren den Schutz der einzigartigen Naturlandschaften. Immerhin bestehen seit einigen Jahren zwei Nationalparks. Außerhalb der städtischen Zentren wie Kabul und Herat ist Afghanistan eher dünn besiedelt.

Die Bevölkerung setzt sich aus einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen zusammen. Die größte Volksgruppe der Paschtunen macht etwa 42 Prozent der Gesamtbevölkerung aus und gliedert sich wiederum in viele verschiedene Stämme. Einige von ihnen leben als viehzüchtende Nomaden. Die übrige Bevölkerung besteht aus Tadschiken, Hazara, Usbeken, Aimaken, Turkmenen, Belutschen und zahlreiche kleinere ethnische Gemeinschaften.

Steve McCurry

Steve McCurry wurde am 24. Februar 1950 in Philadelphia geboren. Er zählt heute zu den bekanntesten und erfolgreichsten Fotojournalisten der USA. Nach dem Studium in Pennsylvania arbeitete er zwei Jahre lang als freiberuflicher Fotograf für lokale Zeitungen. International bekannt wurde McCurry durch seine Dokumentationen des sowjetischen Militäreinsatzes in Afghanistan 1979. 1980 wurde er dafür mit der Robert Capa Gold Medal geehrt. Es folgten weitere Fotoberichte aus internationalen Krisenherden. So McCurry lieferte einzigartiges Bildmaterial aus Beirut und Kambodscha, berichtete aus Tibet und vom Golfkrieg sowie vom Bürgerkrieg in Jugoslawien. Immer wieder kehrte McCurry nach Afghanistan zurück. Als besonders beeindruckend wurden seine Bilder aus dem Flüchtlingslager Nasir Bagh empfunden, von denen 1985 eines auf den Titel des National Geographic fand. Diese Zeitschrift finanzierte dann auch die weiteren Expeditionen des Fotografen. Bei den Wahlen zum Pressefoto des Jahres wurden McCurrys Afghanistan-Bilder immer wieder prämiert. 1985 gewannen sie vier, 1992 zwei erste Preise. 2005 wurde McCurry Ehrenmitglied der Royal Photographic Society. Steve McCurry ist der Afghanistan-Experte unter den Fotografen schlechthin. Er hat das Land am Hindukusch trotz schwieriger politischer Bedingungen in vier Jahrzehnten immer wieder bereist. So entstanden immer wieder faszinierende Aufnahmen von Menschen, Tieren und Landschaften.

Buch

Als einer der renommiertesten Fotografen der Gegenwart hat Steve McCurry seit den 1980er Jahren immer wieder Afghanistan bereist und sensationelle Aufnahmen aus diesem schwer zugänglichen Land geliefert. Dieser 2017 erschienene Band fasst die Bilder aus vier Jahrzehnten erstmals zusammen. Seit den ersten Fotografien hat Afghanistan 35 Jahre Krieg und Bürgerkrieg hinter sich. Die Intervention der Sowjetunion, die Taliban-Herrschaft sowie ihre Beseitigung durch eine internationale Militärkoalition haben das Land geprägt, aber nicht befriedet. McCurrys Fotos zeigen aber, dass es neben Krieg, Terrorismus und Verbrechen noch ein anderes Afghanistan gibt. Abgebildet wird unter anderem die große kulturelle Vielfalt des Landes, das von einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen und Stammesgemeinschaften geprägt ist. Zudem gewährt der Bildband beeindruckende Einblicke in die ausgedehnten Natur- und Kulturlandschaften Afghanistans. Besonders beeindruckend sind die atemberaubenden Bilder von den ausladenden Gebirgslandschaften. Inmitten einer schroffen und kargen Landschaft erkennt man immer wieder die Spuren einer vielfältigen Flora und Fauna.