Spätestens seit seiner Festnahme im Jahr 2011 ist Ai Weiwei wohl jedem Kunstinteressierten ein Begriff. Durch sein Engagement im Bereich der Meinungsfreiheit und durch die enorme Größe seiner Projekte hat Ai seine Bekanntheit von Jahr zu Jahr gesteigert.

Beim Taschen Verlag ist jetzt eine 600 Seiten starke Monografie erschienen, die sich mit dem Leben, im Speziellen dem künstlerischen Werdegang und den Werken von Ai Weiwei auseinandersetzt. Das Buch ist mehrsprachig in Deutsch, Französisch und Englisch verfasst. Die zahlreichen Bilder geben einen perfekten Einblick in die Arbeit und das soziale Umfeld des Künstlers. Klar, dass Fotografien der Werke hier nicht fehlen.

"Dann hatte ich Kondome an einem Armee-Regenmantel befestigt. Es ging um Safe Sex, weil damals alle Angst vor Aids hatten."

Ai Weiwei erklärt in vielen Stellen in kurzen und prägnanten Texten sein Werk und direkt neben diesen Erklärungen finden sich die dafür relevanten Fotografien.

"Mein gesamtes Werk ist wie eine Übung" sagt Ai Weiwei und so kommt es auch, dass man nie wissen oder erahnen kann, was sich auf der kommenden Seite befindet. Dies gilt zumindest dann, wenn man sich erstmalig ausgiebiger mit dem Künstler befasst.

Ai Weiwei - Partnerlink

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So groß wie der Künstler sind auch seine Skulpturen. Das gigantische Ausmaß der Werke von Ai Weiwei wird beispielsweise bei seinem Beitrag Fairytale auf der Documenta 2007 in Kassel deutlich. Ganze 1001 Chinesen unterschiedlicher Altersgruppen und aus unterschiedlichen sozialen Schichten reisten dafür erstmalig nach Deutschland. Potentielle Kandidaten hatten zuvor einen Fragebogen mit nahezu 100 Fragen auszufüllen, laut Ai Weiei in erster Linie ein Test, bei dem festgestellt werden sollte, ob die Interessierten bereit waren, sich gänzlich auf die Sache einzulassen. Mit Fragen wie: "Welche Art von Mensch waren Karl Marx und Friedrich Engels?" und Aufgaben wie "Ordnen Sie die folgenden Begriffe nach ihrer Wichtigkeit: Individuum, Klasse, Ethnizität, Nationalität und Menschheit" wurde also einerseits klargestellt, dass Ai Weiwei es mit dem Projekt ernst meinte und andererseits sichergestellt, dass der Interessent dies auch verstand. Die "Exponate" bestanden dann aus Menschen vom Lehrer bis zum Bauer und vom Studenten bis zum Rentner.

Auch die "Sunflower Seeds" erzielen ein Teil ihrer Wirkung durch die unheimlich große Zahl. Es handelt sich dabei um aus Porzellan handgefertigte Sonnenblumenkerne, bei denen jeder Kern für sich betrachtet eine Schönheit darstellt, um dann in der großen Masse unterzugehen und etwas neues Schönes zu schaffen.

Bekannter sind wahrscheinlich noch die Fahrrad-Installationen. Auch hier ist die bloße Anzahl der verwendeten Räder ein wichtiger Trigger für den Erfolg.

Ai Weiwei ist auch immer politisch aktiv gewesen. Seine Fotos und Installation vermitteln politische Botschaften und geben Anlass zum Nachdenken und zu weiterer Recherche. Er provoziert, soweit es möglich ist und ist dabei erfolgreich.