Der Roman „Die Geschichte der Drei Reiche“ spielt in der Zeit um 208 bis 280. Er nimmt bis heute eine zentrale Stellung in der chinesischen Literatur ein. Das Werk wurde in zwei Fassungen veröffentlicht. Die ältere Version stammt aus dem Jahr 1522, sie umfasst 240 Kapitel. Die heute meist verwendete Variante erstreckt sich über 120 Kapitel, sie wurde im 17. Jahrhundert erstellt.

Ein Kunstwerk ohne zentrale Handlung

Literaten heben das Werk hervor, obwohl es keine Handlung gibt, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Sie vergleichen es mit einem historischen Gemälde, das eine Abfolge von einzelnen Episoden darstellt. Jedes Kapitel berichtet eine in sich abgeschlossene Handlung. Geprägt ist diese Zeit durch eine Vielzahl von politischen und militärischen Streitigkeiten. Sie führen zu Intrigen, Kriegen und Staatsaffären. Im Mittelpunkt steht das Leben und der Untergang der Han-Dynastie vor der Entstehung der Drei Reiche. Die Erzählung beginnt im Jahr 168. Im Jahr 184 gerät die östliche Han-Dynastie durch den Aufstand der Gelben Turbane in Gefahr. Danach beschreibt der Roman eine Episode von rund 100 Jahren. In dieser Zeit unternehmen die Militärs alles, um an die Macht zu kommen. Ihnen stellen sich mutige Menschen wie Liu Bei, Zhang Fei und Guan Yu entgegen, ihr Ziel ist es, den Aufstand niederzuschlagen und die Macht der Dynastie zu erhalten. Im Jahr 208 entstehen die Drei Reiche durch den Sieg der Armee unter Liu Bei über den Usurpator Cao Cao.

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Geschichtliche Einordnung

In der chinesischen Literatur spielt die Tradition, Romane zur Ausschmückung der Geschichte großer Dynastien zu verwenden, eine große Rolle. Dieser Tradition folgt auch „Die Geschichte der Drei Reiche“. Der Roman will weitgehend historische Tatsachen spiegeln. Der Autor hat sich dazu offizieller historischer Schriften bedient. Dazu gehört auch die „Chronik der Drei Reiche“. Allerdings besteht die Chronik nicht nur aus historisch überlieferten Ereignissen, sondern auch aus Legenden.

Der Roman gleicht einem Epos, das auf dem Prinzip der Gerechtigkeit, der Freundestreue und der legitimen Thronfolge beruht. Mit der Wahl der handelnden Charaktere weicht der Autor zum Teil von der Überlieferung ab. Er schafft markante und bis heute lebensnah wirkende Personen, mit denen sich die Chinesen der Neuzeit identifizieren können. So ist Liu Bei ein gerechter und legitimer Regent. Zhuge Liang ist der Inbegriff von Weisheit und verfügt über übernatürliche Fähigkeiten. Cao Cao ist in China dagegen zum sprichwörtlichen Bösewicht geworden. Spannung und Dramatik prägen die Dialoge, die in einem leicht verständlichen Chinesisch geschrieben sind.

Wissenswertes zum Autor

Der Autor Lugo Guanzhong wurde um das Jahr 1330 herum als Luo Ben vermutlich in Taiyuan oder in Quiantang geboren. Sein Todesjahr wird um 1400 angenommen. Über das Leben des Autors ist wenig bekannt. Nach der Erzählung hat er zum Zeitpunkt der ausgehenden Yuan-Dynastie und der beginnenden Ming-Dynastie gelebt. Seine Heimat wird mit Taiyuan, häufig auch mit Hangzhou oder Jiangnan angegeben. Nach neueren Forschungen liegt sein Geburtsjahr bereits zwischen 1315 und 1318.
Der chinesische Schriftsteller hat mit „Die Geschichte der Drei Reiche“ und „Die Räuber vom Liang-Schan-Moor“ zwei der bis heute wichtigsten Abenteuerromane der chinesischen Literatur geschrieben.