Die Intervention Glowing Core der Künstlerin Rebecca Horn (*1944) hat in Sankt Hedwig sehr viele Menschen verzaubert. Möglicherweise jede und jeden auf eine andere Weise. Als Highlight der Berlin Art Week machten im Herbst 2018 mehr als 23.000 Menschen in der Bischofskirche eine ganz neue Raumerfahrung.

In Sankt Hedwig war von der Idee des Pantheon in Rom plötzlich wieder mehr zu spüren. Das Baudenkmal, das seit mehr als 1400 Jahren eine christliche Kirche ist, gehörte gleich nach der Fertigstellung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins – und ist es bis heute geblieben.

Rebecca Horn: Glowing Core - Partnerlink

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Die Künstlerin Horn hat einen ungewohnten, neu erscheinenden Raum entstehen lassen, der in der Publikation Glowing Core | Sankt Hedwig Berlin dokumentiert wird. Genau in der Mitte, im Zentrum des kreisrunden Kirchenraums, platzierte die Künstlerin die zentrale Skulptur ihrer Installation und vermaß so Boden und Lichtkuppel, oben und unten, Himmel und Erde neu. »Wir waren überwältigt davon und staunen bis heute darüber, wie das Kunstwerk mit dem Bauwerk kommunizierte. Etwas Neues und ungewöhnlich Erhabenes war entstanden, das aber nicht abgehoben, sondern für jeden zugänglich war,« so die Herausgeber des Buches Tobias Przytarski, Peter Raue und Georg Maria Roers SJ.

Die 16 Skulpturengruppen – darunter kreisrunde Spiegel, in Eisen gegossenen Totenschädel, Kakteen, goldfarbene Speere und offenen Gefäße – ließen einen Parcours entstehen, in dem sich alle Besucher frei bewegen konnten. Zu Beginn waren es vor allem die kunstbeflissenen Gäste der Berlin Art Week. Im weiteren Verlauf der Intervention waren es bald alle interessierten BerlinerInnen, TouristInnen und am Ende auch Familien mit Kindern, da sich die Öffnungszeiten der Ausstellung jeden Tag änderten.


Glowing Core wurde täglich zum Sonnenuntergang geöffnet, also wenn der Tag der Nacht weicht. Am 26. September 2018 um 18.54 Uhr war Eröffnung. Dreimal pro Woche, am Dienstag, Donnerstag und Samstag, kamen Musikbegeisterte zur Nachtmusik um Zehn – einem halbstündigen Konzert mit einem Gedanken, einem spirituellen Impuls zur Nacht. »Auf diese Weise war der katholische Kirchenraum das, was er auch in Zukunft sein will: einladend und offen für alle, die einen besonderen Raum suchen im hektischen Berlin.«