»Manchmal muss man ein dummes Gesicht machen, sich zu große Schuhe anziehen und eine rote Nase aufsetzen, damit man jemandem ungestraft auf die Füße treten kann«, so Sebastian Neeb (*1980 in Güstrow). Und genau deshalb auch die Wurst: Denn die Wurst sei so ziemlich das Dümmste, was man sich vorstellen könne. Sie sei der fleischgewordene Klamauk. Schon das Wort »Wurst« allein tauge als Witz. Ihre phallische Form, bestimmt durch den Darm, zwei Zipfel, kein Oben, kein Unten, also dümmer gehe es kaum.

Die Verwendung von Humor in der künstlerischen Arbeit ist die Entscheidung für ein Mittel in der Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema. Neeb macht sich diese Strategie zu eigen, schließt damit jedoch die Ernsthaftigkeit in seiner Auseinandersetzung keinesfalls aus.

Warum die Wurst

© Sebastian Neeb
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Wir leben in Zeiten, in denen postuliert wird, dass kontinuierlicher Fortschritt und stetiges Wachstum zu immer mehr Wohlstand und zur fortlaufenden Verbesserung unserer Lebensumstände führen. Um dieses Konstrukt am Laufen zu halten, ist es notwendig, uns immer neue Bedürfnisse zu suggerieren – Lebensentwürfe, die wir unbedingt noch ausprobieren müssten, oder Dinge, die wir zum Glücklichsein unbedingt noch bräuchten.

Neebs »Trophies for Oustanding Performance over Decades« beispielsweise geben vor, solche Objekte zu sein: Die skurrilen Trophäen, Orden oder Urkunden für Nonsense-Leistungen wie das »Geradestehen« oder »Zurückwinken« demonstrieren auf nahezu erschreckende Weise, welche manipulative Bedeutung ein willkürlich aufgeladenes Objekt für uns Menschen haben kann. Der materielle Wert dieser Objekte ist meist gering, insbesondere, wenn man diesen mit dem Mehrwert für den Initiator dieser Objekte vergleicht, der im Vorfeld bestimmt, welche Handlung für den Erhalt erbracht werden soll. Neeb bringt dazu das Beispiel der »Goldenen Hausnummern« in der ehemaligen DDR ins Spiel: »Eine Aluminiumplakette, welche mit brauner Frabe und etwas Goldlack bestrichen war und die man als Hausgemeinschaft bekommen konnte, wenn man ein Haus besonders sauber und ordentlich hielt.«