Cihan Anadologlu sieht sich selbst als Handwerker mit einem Hang zur Präzision. Seines Zeichens Bartender, arbeitet er gerne mit außergewöhnlichen Zutaten für seine Cocktails, die in der Münchner Bar „Circle“ sehr gefragt sind. Ob Koberind oder Avocado in Gin – seine Rezepte haben das gewisse Etwas, einen Cocktail im klassischen Sinn bekommt man bei ihm eher selten.

Ein Blick auf die Reihe seines Handwerkszeugs lässt vermuten, dass Anadologlu in einem Labor arbeitet. Dörrautomaten, Vakuumgeräte oder Rotationsverdampfer würde man eher bei einem Chemiker vermuten, nicht aber bei einem Barkeeper. Auch das klassische Wasserbad kommt zum Einsatz, darin werden zum Beispiel mundgerechte Stücke einer Avocado bei genau festgelegter Temperatur gekocht. Auch das Grillen oder Karamellisieren von Früchten gehört zu seinen bevorzugten Techniken, weil man mit dem gegrillten Saft der Limette ein besonderes Aroma weckt.

Bar Bibel - Partnerlink

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Als Besitzer der Bar „Circle“ in München hat er alle Freiheiten, immer wieder neue Rezepte auf die Karte zu bringen. Wichtig ist lediglich, dass seine Kunden Freude haben an dem, was er mit Hilfe seines Werkzeugs zaubert. Die Bar wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, und dabei standen vor allem die innovativen Kreationen im Vordergrund. Gelernt hat der Bartender sein Handwerk unter anderem in London, in Hong Kong und in New York. Viele seiner Ideen sind in seinem Rezeptbuch mit Namen „Bar Bibel“ veröffentlicht, so dass sich jeder mit ein wenig Interesse an der Materie seinen eigenen Cocktail zaubern kann.

Das Geheimnis seiner Arbeit sieht Anadologlu darin, dass er das menschliche Auge immer wieder neu überraschen will. Schaut man sich einen Whisky Sour an, erinnert er ein wenig an einen Apfelsaft mit naturtrüber Farbe. Wird er im Rotationsverdampfer bearbeitet, ähnelt er einem glasklaren Wasser. Den aufmerksamen Augen seiner Kunden bleibt diese Veränderung nicht verborgen, die zum Beispiel auch an der Präsentation des beliebten Sex on the Beach deutlich wird. In der Circle-Bar wird der Klassiker in einer Hülle aus essbarer Gelatine auf einem Griesbett präsentiert, wobei der Gries den feinen Sand aufnimmt.

Der Szene-Barkeeper experimentiert generell gerne mit außergewöhnlichen Zutaten und entwickelt dabei immer wieder neue eigene Kreationen. Veröffentlicht sind sie zum Teil in seinem eigenen Rezeptbuch „Bar Bibel“. Dazu gehören Zutaten wie Amber, Foie Gras, Seetang, Süßkartoffel oder Matchatee. Bei der Präsentation seiner Drinks geht es ihm allerdings darum, nicht mit Effekthascherei aufzuwarten, sondern den Geschmack mit allen Sinnen anzusprechen. Das wiederum gibt ihm die Freiheit, die beliebten Klassiker neu zu interpretieren und mit immer wieder veränderten Kreationen zu überraschen.