Kenner bezeichnen die Fotografien von Talia Chetrit als eine Kombination aus Raffinesse und visueller Stärke. Sie konzentriert sich auf Porträts von Mitgliedern ihrer Familie, von Freunden und Lebenspartnern, aber auch von sich selbst. Dabei stehen Aktfotos ebenso im Vordergrund wie ruhige Stillleben oder Städte, wobei die Ausprägung immer wieder neu und immer wieder bewusst gewählt wird. Gelegentlich nutzt die Künstlerin eine Aufnahme aus ihrer Jugend als Basis und bearbeitet diese mit neuen und modernen Techniken. Ein Augenmerk liegt bei allen Werken auf Forschung und auf Offenlegung der Rahmenbedingungen aus der heutigen Fotografie, wobei sie sich auf den gesellschaftlichen, den konzeptuellen und den technischen Fokus konzentriert.

Antrieb für die Arbeit der im Jahr 1982 geborenen Künstlerin ist es, die Beschränkungen der eigenen Kamera nicht nur zu kontrollieren, sondern auch zu umgehen. Lässt die Kamera aufgrund ihrer Historie oder ihrer Physik ein bestimmtes Motiv oder eine Ausprägung nicht zu, hinterfragt sie das Verhältnis des Fotografen zu seinem Motiv und berücksichtigt dabei immer auch ein gewisses Potenzial für Manipulationen durch Bilder und Eindrücke.

Showcaller - Partnerlink

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Ihre Ausstellung „Showcaller“, die Chetrit für den Kunstverein Köln entwickelt hat, besteht überwiegend aus neuen oder auch überarbeiteten Entwürfen, die für den Grundgedanken ihrer Arbeit stehen. Eine Präsentation enthält zum Beispiel eine Serie von Fotografien ohne Titel, in denen es New Yorker Straßen mit einer unterschiedlichen Menge von Passanten zu sehen gibt. Jedes einzelne Motiv ist nur als starker Ausschnitt zu sehen, die Bilder sind in ihrer Darstellung sehr vergrößert, so dass eine grobe Körnung sichtbar wird. Straßen und Menschen werden dadurch zu einer fast fremd wirkenden Menge von Körpern, die ihre eigene Geschichte erzählen. Die Aufnahmen sind aus einer großen Entfernung gemacht, Fenstergläser von verschiedensten Gebäuden geben den nötigen Rahmen, so dass sich eine gewisse Fokussierung mit einer enormen Distanz verbindet.

Geboren wurde Talia Chetrit im Jahr 1982 in den USA. Aufgewachsen in ihrer Heimatstadt Washington D.C., lebt sie heute in New York und bringt diese einzigartig pulsierende Stadt immer wieder in ihren Bildern zur Wirkung. In der jüngeren Vergangenheit hat sie unter anderem in New York im Whitney Museum of American Art ausgestellt, aber auch in der Art Gallery of Ontario im kanadischen Toronto oder in Los Angeles im Laxart. Auch in Paris war die Fotografin im Palais de Tokyo zu sehen, in London war sie im Studio Voltaire zu Besuch.

In den letzten Jahren hat sie sich vorrangig auf die Darstellung ihrer Privatsphäre in den sozialen Netzwerken wie Instagram beschäftigt und scheut auch vor intimen Selbstporträts nicht zurück. Hier wird gelegentlich ein fast narzisstischer Hang sichtbar, der in gewisser Hinsicht gerne als Spiegel vorgehalten wird. Experten beurteilen viele ihrer Werke deshalb als eine Annäherung an die Werke von Francesca Woodmann, von Cindy Sherman und von Vanessa Beecroft.

Titelbild: Talia Chetrit. 'Untitled (Outdoor Sex #1)', 2018 in Showcaller (MACK, 2019). Courtesy the artist and MACK.