Die Kunst des Bierbrauens war schon bei den Ägyptern bekannt. Sie stellten Bier aus Brot her, das halbfertig gebacken mit etwas Wasser zum Vergären gebracht wurde. Die Römer dagegen konnten mit Bier nicht sehr viel anfangen, sie sprachen eher dem Wein zu. Für die Entwicklung von kommerziellen Wirtshäusern im Norden der Alpen sind sie trotzdem verantwortlich. Auch die Kelten tranken Bier. In Mitteleuropa waren es vor allem die Germanen, die die Bierbrauerkunst kannten und beherrschten. Bei ihnen waren die Frauen für die Herstellung des Getränks zuständig, wobei man häufig mehr produzierte als man selbst verbrauchen konnte. Mit ausgehängten Sträußen oder Kränzen zeigte man an, dass Bier zu verkaufen war, womit der Grundstein für die kommerzielle Herstellung gelegt wurde.

Heute findet die Bierbrauerei als Hobby immer mehr Anhänger. Die Zutaten dafür gibt es in der heimischen Küche, und die Herstellung des leckeren Getränks ist nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Im Prinzip genügt heißes Wasser, in das Malz und Hopfen gegossen werden. Beim Rühren bildet sich der bekannte weiße Schaum aus Eiweißen. Bei einer Temperatur von 56 Grad wandelt sich die im Malz enthaltene Stärke in Zucker um. Probiert man diese Flüssigkeit, fällt die kräftige Süße auf, die zuerst ein wenig an Karamell erinnert.

Bier brauen: Grundlagen, Rohstoffe, Brauprozess - Partnerlink

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Bierbrauen könnte sich als Hobby in Zukunft zu einem Trend entwickeln. Das eigentliche Ansetzen dauert nur einen Tag, danach muss die Flüssigkeit bis zu sechs Wochen lang reifen. Einige Hobbybrauer haben ihre Leidenschaft weiter perfektioniert und konnten mit eigenen Kompositionen erste Preise gewinnen. Die aus Hamburg stammende Variante Campusperle von Studierenden der Universität Jülich wurde zum Beispiel im internationalen Brauwettbewerb der Studenten ausgezeichnet.

Wer mag, kann sein eigenes Bier mit zusätzlichen Gewürzen verfeinert. Zwar entspricht die Komposition dann nicht mehr voll und ganz dem bekannten Reinheitsgebot der Bierbrauer, aber der individuelle Geschmack entschädigt nicht nur ausgewiesene Liebhaber des hellen Gebräus. Auch durch die Verwendung von speziellen Hopfenarten lassen sich besondere Geschmacksnoten erzielen. So schmeckt Citra ein wenig nach Zitrone, Polaris erinnert an Minze, und Amarillo ähnelt der Orange, wobei alle Sorten in Kalifornien angebaut werden.

Allen Bieren ist gemein, dass sie aus Wasser, aus Hopfen und aus Malz hergestellt werden. Die im Jahr 1516 eingeführte Vorgabe für das Brauen gilt bis heute nicht nur, um den unvergleichlichen Geschmack sicherzustellen. Pils, Weizen, Alt oder Kölsch werden alle nach diesen Vorgaben hergestellt, wobei in früheren Zeiten noch bestimmte Halluzinogene hinzugefügt werden konnten. Sie sollten die rauschhafte Wirkung verstärken, doch mit dem heute noch geltenden Reinheitsgebot dürften solche Rauschstoffe heute nicht mehr in Bieren zu finden sein.

Allein in Deutschland gibt es heute rund 5.500 Biere. Hobbybrauer erhalten für „Besondere Biere“, denen man Gewürze oder Früchte hinzugefügt hat, in fast allen Bundesländern eine Ausnahmegenehmigung. Trotzdem dürften solche Biere weiterhin in der Minderzahl bleiben, weil sich das Reinheitsgebot bis heute durchsetzt und weltweit anerkannt ist. Kurse für Hobbybrauer gibt es übrigens in ganz Deutschland. Wer mag, kann sich also in diese Kunst einweisen lassen und in der heimischen Garage bald sein eigenes Getränk brauen.

Es gibt Bierbraukits und natürlich auch einiges an Anleitungen. Teilweise gehen diese leider zu weit in den fachlichen Bereich und teilweise sind sie wiederum viel zu oberflächlich. Eine ausgewogene Mischung ist Jan Brücklmeier in "Bier brauen: Grundlagen, Rohstoffe, Brauprozess" gelungen. Das Buch ist nicht nur eine kleine Anleitung, sondern vielmehr ein vollständiges Nachschlagewerk. Als Brauingenieur verfügt der Autor über das nötige Fachwissen, welches er zwar umfangreich, aber auch verständlich an die Leser weitergibt.